By the way 354 – vom kurzen Hinausblicken über den Zaun, vom Handball und vom schönen Bauch auch...

Manchmal passieren Dinge, die wo man nicht erklären kann. Da wacht man zum Beispiel nach einer minimal-invasiven Leisten-Operation aus der Narkose auf und macht gleich mal das Selfie für die Sozialnetze. Natürlich erst, nachdem man sich die Kardinalfragen gestellt und zum Glück richtig beantwortet hat. Auf dem Foto sieht man dann bauchmäßig aus wie einer dieser Jungschauspieler-Megastars, die neben Panem-artigen Mega-Dystopien auch gerne mal in Männerstrip-Komödien mitspielen, Channing Tatum oder was weiß ich wie sie alle heißen. Dabei kam vor der OP noch der Hinweis, der Bauch sei für ein bis zwei Wochen durchaus aufgebläht, weil da ja erstmal ein Gas reinkommt, damit mehr Platz und damit auch bessere Sicht- und Arbeitsverhältnisse für die Schlüsselloch-Chirurgen herrschen. Zuvor war er ja im Übrigen auch schon eher aufgebläht als Channing Tatum, sag ich mal. Die Komplimente für den Body hinterher freilich immer gerne genommen, Du bist so fit wie Du Dich fühlst, Sie wissen schon.

Danach dann Schonprogramm auf der heimischen Couch, nix Max Goldt-Lesung, nix Nick Cave-Fragekonzert, dafür der bunte Strauß an Sportevents im TV. Natürlich auch da immer wieder Dinge, die wo man nicht erklären kann. Stellvertretend für einige andere sei an dieser Stelle das Bob Hanning-Phänomen genannt, womit weitaus weniger die Frage nach den hässlichen Klamotten dieses Mannes gemeint ist als vielmehr die Tatsache, dass ebendieser Mann, wenn es um Handball geht, immer, wirklich immer dabei sein muss. Kein Podium ohne ihn, kein Interview, ohne zumindest über ihn zu sprechen, was ist da los im DHB? Von den ewigen Vergleichen mit dem Fußball soll ja gar nicht erst angefangen werden – aber man stelle sich mal vor, Rainer Koch hielte seinen Rüssel in jedes Mikrofon, säße bei der EM neben Jogi Löw und Thomas Müller auf dem Podium, bei einer ganz normalen PK zwischen zwei Spielen. Funktionäre, die derart ans Licht drängen – da fällt mir doch auch nach intensiverem Nachdenken keiner ein, dem das erlaubt sein sollte. Außer Gerhard Mayer-Vorfelder natürlich.

Die Niederlage unserer Handballer gegen Kroatien zählt im Gegensatz zum Verbands-Vizepräsidenten sehr wohl zu den Dingen, die wo man erklären kann. Nämlich vor allem damit, dass ein Trainer fehlt, der einen Plan hat, meine Meinung. Dass es im Duell gegen die Kroaten auf den Plan für die letzten 15 Spielminuten ankommen würde, das war wohl allen mehr und weniger Beteiligten schon vorher sonnenklar. Schade dann halt, wenn ausgerechnet unser Trainer für diese 15 Minuten keinen Plan hat. Andere, berufenere, haben sich hierzu bereits ausführlich geäußert, daher an dieser Stelle schnell weiter zum Fußball, wo im Rahmen des Schonprogramms auch interessante Dinge zu beobachten waren. Genauer gesagt, die Spiele Liverpool vs Manchester United und Hertha vs Bayern, wo man prima sehen konnte, warum die einen (Liverpool) alles überrollen und die anderen (Bayern) eher mühsam vorwärtskommen. Denn die einen spielen zusammen, und die anderen spielen jeder für sich. Das mag zwar etwas überspitzt daher kommen – aber wie die Spieler des FC Liverpool sich gegenseitig in Szene setzen wollen, wie sie deutlich sichtbar den mannschaftlichen Erfolg über den persönlichen stellen, das ist schon etwas anderes als beim FC Bayern, wo so manchem die gute Szene für sich selbst viel wichtiger scheint als der Erfolg des Teams.

Kleiner Blick in die Welt des europäischen Spitzenfußballs, Sie entschuldigen bitte, manchmal schau ich halt über den Zaun, wage den Blick abzuwenden vom deutschen Zweitligafußball (Spitzengruppe, Sektion Stuttgart Bad Cannstatt). Wo der Betrieb freilich noch ruht und der mal wieder neue Trainer die Pause nutzt, nutzen muss, alles umzukrempeln, das von den Verantwortlichen noch vor Kurzem öffentlich als das einzig Senkrechte empfundene Spielsystem des nach überschaubarer Amtszeit entlassenen Vorgängers aus den Köpfen der Spieler zu bekommen, sein eigenes, ganz anderes System den Spielern zu verklickern, auf dass das kurzfristige Ziel nicht in unerreichbare Ferne rücke. Wo also, Sie merken es, alles im Lot, paletti, in bester Ordnung scheint, wo die Stimmung super ist. Wie immer, wenn keine Spiele sind.