By the way 351 – das „Jehova“ von Cannstatt heißt „Champions League“...

Alles schreiben, oder die ganz großen Geheimnisse für die nächste Woche aufbewahren, die Woche nach der Mitgliederversammlung – das ist hier die Frage. Wobei, erwähnenswerte Geheimnisse gibt’s ja gar nicht, zumindest nicht rund um das Leib- und Magenthema hier, den VfB Stuttgart. Die ganze kurze Einleitung also umsonst, keine Musik drin in den Themen, keine Spannung aufzubauen.

Ob sie am Ende der Saison aufsteigen ist zum Beispiel so valide vorherzusagen wie das Wetter für den 30. Juli 2020. Da ist Sommer, also sollte es zumindest nicht allzu kalt sein. Dass im Sommer die Ziegen am Markt erfrieren ist so selten, dass gleich der ganze Ort umbenannt wird, wenn es denn doch mal passiert. Der VfB hat den dicksten Etat, also sollte er zumindest unter den ersten Drei der zweiten Liga landen. Und ganz ehrlich: Alles andere als der Aufstieg wäre eine einzige Schande, genauso wie beim letzten Aufstieg, der ja nur wenige Jahre zurückliegt, da sieht man mal das ganze Ausmaß an Peinlichkeit, die der VfB sich in den letzten Jahren quasi selbst an die Stirn geklebt und auf den Rücken geheftet hat. Wie dumm kann man sein?!      

Und es soll mir keiner erzählen, da sei doch ein richtig großes Projekt am entstehen, da müsse man doch Geduld haben, so viele junge neue Spieler, das neue System, alles anders, den Leuten Zeit geben, nicht immer gleich draufhauen, im Übrigen seien die handelnden Personen doch so kompetent und vor allem so sympathisch und echt und hach uswusf. Wenn der Trainer ein System spielen lässt, das die Spieler nicht können, dann verliert die Mannschaft immer wieder Spiele. Dass sie trotzdem häufiger gewinnt als verliert liegt dann daran, dass die individuelle Klasse der Spieler eben höher ist als die der meisten Konkurrenten. Genauso verhält es sich, wenn der Trainer ein System spielen lässt, das die Spieler können, auf das sich die meisten Gegner allerdings super einstellen können. Dann klingelt es hinten eben auch häufiger, und die Jungs vorne müssten umso mehr Tore erzielen. Was sie zwar gegen Übertruppen wie den 1. FC Nürnberg aber sonst nicht so zuverlässig tun, dass der Aufstieg der Selbstläufer wäre, der er sein sollte.

All das kein Problem, wenn Du der FC Erzgebirge Aue bist. Um nicht schon wieder den SV Sandhausen anzuführen, wenn es um „kleine“ Clubs ohne wirkliche Ambitionen in Richtung internationales Geschäft geht. Sehr wohl ein Problem jedoch, wenn Du der VfB Stuttgart bist. Dessen Fans erinnern sich nämlich noch allzu gut an den VfB als deutschen Meister, an Cristiano und Messi und Henry und Zlatan im Neckarstadion, das damals schon Arena hieß, oder doch zumindest des Sponsors Namen trug. Ältere haben sogar noch gesehen, wie Jürgen Hartmann Diego Maradona zudeckte. Oder wie wir den englischen Meister Leeds United schon in der ersten Halbzeit mit 3:0 rasiert haben. Und ob das alles nun Tradition ist oder Arroganz oder Überheblichkeit oder Verkennung der Umstände oder was auch immer – es ist der Grund dafür, dass auch in der lausigen zweiten Liga 50.000 Leute zu den Spielen kommen, dass sie zu Tausenden auswärts fahren, und dass sie eben von ihrem VfB viel mehr erwarten als einen gesicherten Mittelfeldplatz im Unterhaus. Wer ehrlich zu sich selbst ist, der wird sich eingestehen, dass er oder sie sogar mehr erwartet als einen gesicherten Mittelfeldplatz im Oberhaus. Aber das, liebe Leute, darf heutzutage niemand mehr laut sagen. Schon dreimal nicht, wenn er Präsident werden will. Womit wir bei einem Thema wären, das wenigstens ansatzweise ein klitzekleines bisschen Spannung beinhaltet.

Denn ob nun am Sonntag Claus Vogt oder Christian Riethmüller neuer Präsident des VfB Stuttgart wird, das kann keiner genau vorhersagen. Man sollte meinen, dass der eine einen durchaus ordentlichen Vorsprung hat vor dem anderen. Man sollte sich die Ohren zuhalten, wenn von allen Seiten das Geheul ertönt, der andere sei ja wohl ganz klar der Wunschkandidat des Vereins, des Aufsichtsrats obendrein, alles sei ein abgekartetes Spiel, der Sieger stehe ja wohl schon längst fest. Ich sehe das nicht so. Aus meiner bescheidenen Warte war weder klar, dass ausgerechnet diese beiden Kandidaten am Ende zur Wahl stehen würden, noch ist jetzt klar, welcher von beiden der Lieblingskandidat des Vereins, des Aufsichtsrates oder sonstwem ist. Allerdings meine ich zu spüren, dass, egal wer gewählt wird, er beim VfB und auch bei vielen Mitgliedern als Leichtgewicht eingeschätzt wird, der gut zu führen und zu kontrollieren sein wird. Der nicht mehr als ein Interimspräsident sein wird. Der also nach der nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung im Herbst 2020 schon wieder Geschichte sein wird.

Da ich einen der beiden Kandidaten recht gut kenne, habe ich zumindest berechtigte Hoffnung, dass dieser sein Amt mit der ihm eigenen Integrität bekleiden wird. Dass er in der Lage ist, das wieder aufkeimende Pflänzchen VfB artgerecht zu hegen und zu pflegen. Hier und da einen Zweig zu stutzen oder abzuschneiden, auf dass die anderen Zweige wachsen und gedeihen können. Die richtigen Nährstoffe zuzufügen, auf dass das Pflänzchen nicht bei jeder leichten Kälteperiode abzusterben droht sondern kontinuierlich wächst und stärker wird. Auf dass wir irgendwann mal wieder CHAMPIONS LEAGUE im Neckarstadion sehen dürfen. Denn das, liebe Leute, ist doch, was wirklich interessiert am VfB. Wegen des mittlerweile komplett in die AG ausgelagerten Profifußballs hat der Verein 70.000 Mitglieder. Nicht wegen Garde, Leichtathletik oder Schiedsrichter, bei allem Respekt. Lasst uns also am Sonntag einen Präsidenten wählen, der die Verhältnisse wieder zurecht rückt. Einen integren Präsidenten. Der sich um alle Abteilungen kümmert, aber auch und vor allem um den Profifußball. Ganz egal, wohin sie den ausgelagert haben...