By the way 347 – der Verein ist keine Demokratie, aber...

Manche Aussagen bewirken, dass ich immer genau das Gegenteil glaube. Ganz vorne im Ranking hierbei das Gerede von den „flachen Hierarchien“. Wer nicht müde wird, im Zusammenhang mit seiner Firma von flachen Hierarchien zu reden, bei dem wird in den allermeisten Fällen umso stärker auf Rang und Status und sonstwas geachtet, und so manches mag flach sein in solchen Läden – die Hierarchien sind es sicher nicht.

Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Begriff „Transparenz“, womit wir schon wieder mal mitten drin sind bei unserem geliebten VfB Stuttgart. Wie in zahllosen Betrieben und Organisationen wird auch beim VfB derzeit viel von Transparenz geredet, wir wollen transparenter werden, Transparenz ist uns wichtig uswusf. Und genau wie bei den zahllosen Unternehmen und Organisationen habe ich auch beim Verein von 1893 (zzgl. AG) das Gefühl, dass desto weniger Transparenz gewünscht ist, je mehr man darüber redet.

Natürlich gilt: Der Verein ist keine Demokratie, die Aktiengesellschaft gleich dreimal nicht. Aber warum dann das Gerede von der Transparenz?

Einige Mitglieder des Gremiums Vereinsbeirat, das derzeit mit der Findung zweier Kandidaten für das Amt des Vereinspräsidenten betraut ist, schätze ich persönlich durchaus. Aber warum kann dieses Gremium nicht offen sagen: Wir wollen nur einen der Bewerber nominieren – und dazu einen eigenen Kandidaten ins Rennen schicken. Und wenn sie es anders machen wollen, warum dann nicht: Wir werden zwei Kandidaten aus der Bewerberschar nominieren und keinen eigenen Kandidaten reinbringen?

Und warum versteckt dieses Gremium die Information, dass man sich als Präsidiumsmitglied in der Nachfolge von Thomas Hitzlsperger hätte bewerben können? Warum wurde bis einen Tag nach Ende der angeblichen Bewerbungsfrist so getan, als seien mit Werner Gass und Rainer Mutschler die beiden Kandidaten bereits ausgewählt? Hier ein Beispiel vom Mai 2019, stellvertretend für unzählige andere...

Warum wird völlig ohne Not den Spekulationen das Tor ganz weit aufgemacht, wenn man doch ganz einfach für genau die Transparenz sorgen könnte, von der man immer redet?

Ähnliches gilt für die Besetzung des Vorstandsvorsitzenden der AG. Was war das für eine Kampagne damals, als über die Ausgliederung des Profifußballs abgestimmt wurde. Wie groß wurde damals die angebliche Stärkung der Mitgliederrechte geschrieben!

Dass den Herren im Aufsichtsrat diese Mitgliederrechte schon damals völlig gleich waren – müßig zu betonen. Dass sie, wenn man den entsprechenden Medienberichten glauben darf, diese Gleichgültigkeit aber heute schon wieder geradezu lustvoll zelebrieren und den neuen Vorstandsvorsitzenden par tout noch wenige Wochen vor dem neuen Präsidenten installieren wollen – das kommt einem vor dem Hintergrund der vielen Bekenntnisse, man habe verstanden, man müsse die Mitglieder mitnehmen, doch fast schon wie der blanke Hohn vor. Zumal die AG zwar formal mit dem Verein kaum mehr etwas zu tun hat, es aber doch zumindest in personam Dr. Bernd Gaiser als Interims-Vereinspräsident und Aufsichtsratsvorsitzendem eine wesentliche Schnittstelle gibt.

Nun ist ebendieser Bernd Gaiser auch der einzige Funktionär von Rang, der sich auf der turbulenten letzten Mitgliederversammlung eindeutig für den damaligen Big Boss Wolfgang Dietrich ins Feuer geworfen hat. Weswegen bei uns ahnungslosen Vollidioten Vereinsmitgliedern umso mehr der Eindruck entsteht, dass hier die alten Seilschaften um Gaiser, Porth, Jenner und Konsorten ungeniert und ungestört weiter ihre Taue flechten wollen.

Wie leicht wäre es, diesem Eindruck klar entgegenzuwirken? Und wie dreist ist es, dieses nicht, sondern das genaue Gegenteil davon zu tun?