By the way 331 – fußballerischer Aschermittwoch war im Pott schon am Wochenende. Und das Internet ist voller hobbyloser Idioten.

War das wieder eine Aufregung. Darüber, wie man ihn überhaupt nennen darf, den Fasching, darüber, wer welche Witze machen darf und wer nicht, und welche Witze witzig sind und welche nicht. Grade so, als sei der Karneval bis vor Kurzem noch total lustig gewesen, ein Feuerwerk des Premium-Entertainments, ein hochklassiger Witz jagt den nächsten, das Ganze natürlich total korrekt, Späße zwar über alles und jeden, aber niemals über Minderheiten oder sonst wen konkretes und schon gleich dreimal nicht von denen da oben über die da unten gewitzelt sondern höchstens andersrum, also als vorwiegend anonym auftretender Angehöriger einer Minderheit über konkret Herrschende.

Der Doppelnamen-Skandal grade wieder abgeklungen, da knöpft Kramp Karrenbauer sich das dritte Geschlecht vor. Bei AKK ohnehin nicht nur fraglich, ob sie das Konzept „unten witzelt über oben“ verstanden hat, sondern ob sie auch nur eine Minute der letzten Wochen nicht verkleidet auf der Bühne stand, Witz-Filibuster Hilfsausdruck, muss wohl so sein im Saarland. Kaum zu glauben, dass sie aus geschätzt mehreren Hundert Fasnachtswitzen nur einen einzigen mit Skandalpotential gebracht haben soll. Aber vielleicht wurden die anderen alle rausgeschnitten, der Saarländer ist der Saarländerin kein Wolf, schnipp schnapp und weg ist der Witz, und wir kriegen es gar nicht mit? Weil, wenn wir es mitkriegen, dann machen wir uns wichtig. Klagen an, schwärzen an, hassen, meistens aus der Anonymität heraus. Also nicht Sie, und Sie auch nicht, und hoffentlich kaum jemand, der oder die das hier liest. Aber doch leider ganz viele. Denn das Internet ist voller hobbyloser Idioten, das muss man ganz klar sagen, egal ob bei Facebook oder Twitter – da reicht es schon, wenn sich ein hochgeschätzter Mitmensch fragt, wie man das nennt, was früher mal generell Mohrenkopfbrötchen, in den Achtzigerjahren in Stuttgart aber „Datsch“ hieß. Zack, Shitstorm ins Gesicht. Kaum zu glauben, kaum zu ändern, darum jetzt ansatzlos weiter nach Gelsenkirchen, wo am Wochenende ebenfalls kaum glaubliche Dinge geschahen.

Oder wie anders als kaum glaublich soll man das nennen, wenn Schalke daheim gegen Düsseldorf mit 0:4 verliert. Millionenschwere Malocher werden von der minibudgetären rheinischen Minderheit am Nasenring durch die Arena gezogen. Als hätte das dritte Geschlecht sich massenmedial über die konservative Volkspartei lustig gemacht. Tags zuvor verliert die echte Liebe bei den echten Underdogs, die gelben Hosen gestrichen voll mitansehen müssend, wie der Rekordmeister den Bökelberg im Handstreich nimmt. Da fand der fußballerische Aschermittwoch im Pott schon am Wochenende statt, vielleicht ein Vorteil für den BVB, so kann er nach dem Frustsaufen länger ausnüchtern und ist am Samstag voll auf der Höhe, wenn mit dem VfB Stuttgart ein Gegner nach Dortmund kommt, der nach dem 5:1 Kantersieg gegen Hannover auf Jahre hinaus unschlagbar scheint.

Ich darf Sie an dieser Stelle beruhigen, es ist nicht mit mir durchgegangen, habe wegen eines neudeutsch „offsite“ genannten wochenendlichen Waldunterwerfens überhaupt gar kein Spiel mitbekommen. Aber ein bisschen Spaß muss sein, zumal man im Schwabenland ja schon längst nicht mehr nach jedem der spärlich gesäten Siege in Großbuchstaben „Champions League“ herausposaunt, von Kantersiegen ganz zu schweigen. Wichtig war es natürlich dennoch, Hannover aus dem Stadion zu schießen, den Abstand nach unten zu vergrößern, das Elend im Rahmen zu halten. Und wer Thomas Doll als Trainer holt, der ist schließlich nicht zu retten und selbst Schuld und muss jetzt aus der Abstiegszone heraus mitansehen, wie der VfB Stuttgart sich mit Schalke und Augsburg um Platz 15 balgt. Drei Weinzierl-Teams, wie ein gleichermaßen hochgeschätzter Herr völlig richtig feststellte. Drüben bei Twitter. Und so lange man die dergestalt hochgeschätzten Menschen dort nicht mit der Lupe suchen muss unter all den hobbylosen Idioten, so lange ist vielleicht noch Hoffnung.