By the way 326 – manchmal kommt es anders als man denkt. Beim VfB kommt es noch schlimmer als befürchtet.

Dass die Zeiten beim VfB Stuttgart auf Sturm stehen, ist genauso passend wie unpassend zugleich. Denn klar, der fiese Wind des Scheiterns schlägt dem Club bei ständig wechselnden Richtungen ins Gesicht, peitscht den Eisregen von allen Seiten in den Kragen, in die Augen, in jede offene Ritze hinein, ungemütliche Situation im Quadrat. Andererseits haben wir ja gar keinen Sturm. Außer der bockige Grieche darf ausnahmsweise mal spielen, der nicht einmal ein echter Stürmer ist.

Eine Abwehr haben wir, immerhin. Zuletzt auch noch verstärkt mit dem teuersten Einkauf der Vereinsgeschichte, einem 18-Jährigen, der zumindest Eier hat, das konnte man beim Spiel in München deutlich sehen. Dass dieser junge Mann uns sofort aus größter Not retten soll, ist dagegen fragwürdig, denn unser Trainer bezeichnet ihn ja offensichtlich als Perspektivspieler, von dem irgendwann in den nächsten Jahren noch viel zu sehen sein wird. Bemerkenswert diese Aussage vor dem Hintergrund, dass ja weder vom Trainer noch vom für den Transfer verantwortlichen Sportvorstand noch allzu lange etwas zu sehen sein wird in Stuttgart. Unklar auch, ob unser junger Retter sich überhaupt verständigen kann mit seinen Nebenmännern. Wie sie in München teilweise rumgelaufen sind, das sah eher nicht nach Verständigung aus. Hühnerhaufen Hilfsbegriff.

Apropos Nebenmänner: Einer davon ist Weltmeister, wechselt nach der Saison zum FC Bayern und sollte wohl, wenn es nach den Münchner Allgewaltigen geht, lieber gestern als morgen die A 8 runterbrettern und dort gleich in den Spielbetrieb einsteigen. Angeblich wollte man sogar noch einige Millionen drauflegen, um dies möglich zu machen. Wohlgemerkt für einen Spieler, der momentan verletzt ist, dies auch noch einige Wochen sein wird, dann höchstens noch eine Handvoll Spiele mitmachen kann, ohne natürlich Vollgas zu geben, verständlicherweise. Wird sich ja auch auf keinen Fall gleich nochmal verletzen wollen, war ja schon vor der Verletzung sichtbar verzweifelt ob der widrigen Umstände in seinem aktuellen Verein. Die Kollegen kicken bei PSG und Real und sonstwo, und er muss sich mit seiner Trümmertruppe auspfeifen lassen, weil man zuhause gegen Fortuna Düsseldorf hergespielt wird und den einen Punkt nur mit mehr Glück als Verstand geschenkt bekommt. Warum also, frage ich mich, ist Benjamin Pavard noch beim VfB? Auch wenn er einer meiner Lieblingsspieler ist, auch wenn er an vielen guten Tagen wie der junge Beckenbauer agiert, toll anzusehen, netter Kerl auch, Vertikalpass gegen Fürth einer für die Geschichtsbücher, das kann man nicht oft genug sagen und schreiben. Bei diesem Transfer, hat man da etwas verschlafen, in der üblichen Arroganz ignoriert, gab es nicht auch Anfragen aus dem Ausland?

Aber die Verantwortlichen beim VfB machen eben alles falsch, was man nur falsch machen kann. Sie machen sogar so viel falsch, dass man erschreckt feststellen muss, dass es noch schlimmer ist als zu Zeiten des unseligen Robin Dutt. Dabei war man sich damals sicher, dass es schlimmer nicht kommen würde, nicht kommen konnte.

Und jetzt haben wir einen Präsidenten, von dem jeden Tag damit zu rechnen ist, dass es ihn komplett durchzündet. Der, wie zu hören ist, eine Krisensitzung nach der anderen einberuft, keinerlei Widerrede mehr duldend (wobei man sagen muss, dass er ja auch schon früher kaum Widerworte ertragen konnte), die logischerweise herrschende Panik von oben quasi noch weiter befeuernd. Denn der Präsident mag eitel sein und dünnhäutig, unbedingt wollte er noch im Amt bleiben, bis wieder Champions League in Cannstatt gespielt wird (Fußball, nicht Volleyball!) – aber dumm ist Dietrich nicht. Natürlich weiß er, dass mit Trainer Weinzierl nicht mal ein leerer Blumentopf zu gewinnen ist, dass er diesen Trainer eigentlich sofort feuern müsste und seinen Sportvorstand gleich mit. Dass aber dann auch er selbst nicht mehr um einen sofortigen Rücktritt umhin käme, weil bitteschön, was soll denn noch alles schiefgehen? Mal abgesehen von den nahezu täglich bekannt werdenden größeren und kleineren Geschichten und Aussagen um dies und das und Maffeo, dem lächerlichen Özcan-Verkauf, dem skandalösen Badstuber-Vertrag etcpp. - sollen vielleicht noch mehr Ü 30-Spieler für die zweite Mannschaft (U 21) verpflichtet werden, die der Sportvorstand ja eigentlich abmelden wollte bei gleichzeitiger Betonung, wie wichtig „unser“ Nachwuchs sei, der dem aktuellen Trainer so gar nicht wichtig ist? Sollte man den Jungs im Nachwuchsleistungszentrum (DNA!) noch mehr verbieten als bei den Lizenzspielern im Vorbeigehen mal kurz zuzuschauen oder den Basketballkorb zu benutzen? Vielleicht den Zugang zum Trainingsgelände ganz untersagen, sollen sie doch auf dem Parkplatz kicken, wir haben doch eh kaum Straßenfußballer mehr?

Im gesamten Verein, in der AG, überall herrscht nackte Panik, beim Daimler herrscht betretenes Schweigen, und der 1. FC Nürnberg kämpft mit bescheidenen Mitteln aufopferungsvoll und hätte ja eigentlich gewinnen müssen in Mainz. In Hannover haben wir schon verloren, wie wohl das Rückspiel wird? Im besten Falle gewinnen wir irgendwie diese beiden Spiele, spielen ansonsten genauso wie die anderen und bleiben Sechzehnter. Und wenn wir dann die Relegation gegen den VfL Bochum spielen, mit Robin Dutt auf der Bank, dann weiß ich auch nicht mehr weiter. Denn dass es nicht mehr schlimmer kommen könnte, das habe ich bei meinem VfB Stuttgart schon viel zu oft gedacht.