By the way 323 – crossover zum Einstieg ins neue Jahr, denn die faulen Tage sind vorbei. Die Winterpause zum Glück noch nicht.

Nie schlafe ich mehr als in den Winterferien. Und das ist gänzlich unabhängig von Art und Intensität der Aktivitäten in dieser Zeit. Beim Ski, morgens früh raus, sieben oder acht Stunden auf der Piste – zack, im Bett um 21 Uhr, zehn Stunden fett abratzen. Zuhause auf der Couch, nichts als Lesen und TV und Essen, zwölf Stunden oder mehr – danach fast ebenso lange schlafen. Schlafen, bis der Rücken schmerzt. Liegt es am Licht, macht Besinnlichkeit besinnungslos? Ich weiß es nicht.

Das letzte Ferienwochenende geradezu ein Prachtexemplar für die faule Variante, Couch, Bett, Essen. Wobei zu letzterem anzumerken ist, dass ich vor etlichen Jahren in einer nicht ganz billigen Bar mal eine Currywurst mit Blattgold gegessen habe. Also nicht komplett überzogen, sondern nur so drübergebröselt, wie Schnittlauch oder Petersilie. Kostete damals 7,50 Euro, war lecker, wäre ohne Gold genauso lecker gewesen, nur wahrscheinlich zwei Euro billiger. Dass Franck Ribery sich, wie unzählige andere Fußballer und sonstwie Promis, ein vergoldetes Steak bestellt und das gleich mal überall postet, das ist mir egal. Aubadingens, der wo früher bei der echten Liebe spielte, ist ja sogar in einem goldenen Lambo durch den Pott gedonnert, sollen sie doch. Sind ja überwiegend schlichte Gemüter, die Jungs, können ja nicht wissen, dass eine DIN A 4-Seite Blattgold beim Onlineversand nur fünf Euro kostet. Riberys Reaktion auf die Reaktionen der Netzgemeinde auf sein Video natürlich indiskutabel, gleichwohl wenig überraschend, weil beileibe nicht der erste Ausfall dieser Art. Nur halt schwierig, weil er eben leitender Angestellter bei den Hohepriestern der Menschenwürde ist. Umso verwunderlicher bei seiner Historie, dass von ebenden Hohepriestern der Menschenwürde niemand zu Stelle war, Franck aufzuhalten. Denn er hatte seinen Rant ja bereits am Vorabend in aller Form öffentlich angekündigt. Und jetzt, wo das Jahr erst ein paar Tage alt ist, greifen schon längst wieder die üblichen Reflexe unserer Zeit. Steine werfen dürfen alle – nicht nur die, die ohne Sünde sind.

Dem Steinhagel entzogen habe ich mich durch stundenlanges Anschauen alter Interviews mit Harald Schmidt und Roger Willemsen. Beide können, aus unterschiedlichen Gründen, zwingend nur mit dem Zusatz „er fehlt“ erwähnt werden, genau wie etwa Hans Rosenthal laut Harald Schmidt nur mit dem Zusatz „der Unvergessene“ anzuführen ist. Beiden zuzuhören ist ein Genuss, der niemals langweilig wird, und ich überlege jetzt schon, mir für die nächste Zeit zwischen den Jahren mindestens die Tagebücher der Brüder Goncourt in der Haffmanns Gesamtausgabe zu kaufen, sofern es die auch für den Kindle gibt. Sie wissen schon, die Augen...

Was den Fußball angeht, kann ich aus der DAZN-freien Zone berichten, dass die Welt sich auch in der Winterpause weiter dreht. Der VfB, Interviews seines Präsidenten zum neuen Jahr oder die vorzeitige Abreise des Sportvorstands aus dem Trainingslager ziehen nahezu unbemerkt vorbei, Emotionen werden nicht geweckt. Kurzzeitig war ich versucht, den schon zu Beginn der ruhigen Zeit kommunizierten Transfer von Alexander Esswein zu kommentieren, war mir dann aber zu anstrengend. Heute so viel: Trainer Weinzierl steht auf schnelle, robuste Offensivspieler, die in die Räume sprinten. In seiner Zeit bei Augsburg hat er nicht nur Herrn Esswein trainiert und gerne eingesetzt sondern auch einen gewissen Andre Hahn verpflichtet, der kam auch nicht vom FC Liverpool sondern von Kickers Offenbach und war ein ähnlicher Typ wie Esswein. Unter Weinzierl wurde Hahn der erste Nationalspieler des FC Augsburg seit Helmut Haller 1962. Beim VfB gibt es genau einen Offensivspieler, der robust in die Räume sprintet – und der heißt Anastasios Donis. Wenn dieser Donis mal nicht verletzt ist, verpasst er einen Flieger oder einen anderen Termin und hat generell in Sachen Zuverlässigkeit noch viel Luft nach oben. Also auch wenn Alexander Esswein nicht innerhalb weniger Wochen zum Superstar wird, bitte alle erst mal schauen. Auseinandersetzen sollte man sich eher mit der Rolle unserer Clublegende Karlheinz Förster im Speziellen und der mittlerweile viel zu stark gewordenen Position der Berater im Allgemeinen. Deal? Und jetzt würde ich am liebsten schon wieder hinliegen, doch leider sind die faulen Tage vorbei. Gutes neues Jahr Euch allen!