By the way 314 – schwäbische Autobauer, französische Geldmaschinen und tibetanische Protestfahnen. Der VfB als Nischenthema zwischen Landtagswahlen und Länderspielen...

Im schönen Bayern bleibt trotz angeblichen Wahlbebens quasi alles beim Alten. Beim DFB wird trotz angeblich gezogener Lehren und eingeleiteten Neuanfangs mit demselben Personal und denselben Denkmustern weiter gewurschtelt. SPD und „Mannschaft“ beziehen Klatschen und sind auf dem besten Weg, zur Lachnummer zu verkommen. 0:3 gegen Holland gleich 9,7% in Bayern, das 1:2 gegen Frankreich nimmt wohl nur in optisch stark beschönigender Weise das Abschneiden der Sozialdemokratie in Hessen vorweg, wo der Superheld, der abgekürzt so heißt wie die TSG aus Hoffenheim, den Umschwung noch tausend Mal weniger schaffen wird als Jogi Löw mit seinen alten, müden und mittlerweile leider auch ermüdenden Recken. Im Gegensatz zum Bundestrainer hat die SPD ja nicht mal eben Leroy Sané in petto. Und weil ohnehin alle ausufernd über diese Themen berichten, kann ich mich ja umso besser wieder meinem Lieblingsnischenthema VfB Stuttgart zuwenden und heute mal einen Blick auf unseren Ankerinvestor, den Daimler, werfen.

Der Daimler hat im Rahmen der Ausgliederung des Profifußballs aus dem VfB Stuttgart e.V. ja angeblich 41 Millionen Euro auf irgendwelche VfB-Konten überwiesen – und da stelle ich doch gleich mal die sicherlich nicht unumstrittene These auf, dass diese Summe für den Daimler nicht mehr ist als ein Nasenwasser. Denn nach wie vor bin ich der festen Überzeugung, dass der Daimler die Anteile an der VfB-AG nicht gekauft hat, um im Vereinsfußball mit einem langjährigen Partner und Nachbarn obendrein so richtig oben anzugreifen. Vielmehr hat der Daimler Geld bezahlt dafür, dass sich in unmittelbarer Nachbarschaft kein unliebsamer Anderer mit Pauken und Trompeten und Logo auf dem Stadion breitmachen kann. Kein Volkswagen, kein Hyundai, kein sonstwer. Auf eine wie auch immer geartete Ausschließlichkeitsklausel in den entsprechenden Verträgen würde ich eine Wette wagen. Und weil mir einer gesagt hat, ich solle aus SEO-Gründen doch wenigstens mal einen anderen Text verlinken, und sei es mein eigener, probiere ich das jetzt mal und weise Sie darauf hin, dass ich das mit dem Daimler hier und heute beileibe nicht zum ersten Mal sage. Hier steht’s.

Vereinsfußball war noch nie des Daimlers Ding. Herr Zetsche immer lieber bei der Formel 1 anstatt beim VfB, von seinem designierten Nachfolger Källenius hört man, er wolle Autos bauen (ich ergänze mal ganz frech „anstatt in den Profifußball zu investieren“), und das ist für den Chef eines Automobilkonzerns ja auch eine durchaus naheliegende Herangehensweise. In der jüngeren und jüngsten Vergangenheit sind weitere Geschehnisse hinzugekommen, die mich in meiner Ansicht bestärken: Erstens wird ab demnächst nicht mehr der Daimler sondern Volkswagen offizieller Partner des DFB sein, und zweitens hat gerade auch Finanzvorstand Bodo Uebber mitgeteilt, den Daimler demnächst zu verlassen. Aus meiner bescheidenen Warte habe ich Herrn Uebber immer für denjenigen gehalten, dem der VfB am Herzen lag. Irgendwie. Ein bisschen zumindest. Neben Wilfried Porth natürlich, dem ewigen VfB-Aufsichtsrat, der als Personalchef bei Daimler aber nicht wirklich was zu sagen hat.

Und jetzt was meinen Sie wird der Daimler demnächst machen mit dem VfB, mit einem schwedischen Autonarren an der Spitze, ohne den VfB-affinen Finanzchef? Im Fußball mit dem VfB so richtig oben angreifen, strategischer Partner, Ankerinvestor, gemeinsam sind wir stark?

Ich glaube, der Daimler wird seine Autos in China hin und wieder mal neben dem VfB-Logo parken und ansonsten hoffen, dass sein Nachbar nicht wieder absteigt. Die 41 Millionen (wenn sie denn geflossen sind) sind längst abgeschrieben, der VfB kann, wenn er Geld braucht, ja seinen Franzosen verkaufen. Und weiterhin Trainer teuer verlängern und dann entlassen. Und Spielern, die weg wollen, Monsterverträge hinterherwerfen. Bis irgendwann kein Geld mehr da ist. Und wenn bis dahin nicht tausende Tibetfahnen in der Cannstatter Kurve wehen, dann wird vielleicht der Chinese kommen müssen, den man bis vor kurzem noch nicht wollte. Oder der Scheich. Falls sich das mit der Ausschließlichkeitsklausel in Einklang bringen lässt. Wobei der Chinese ja gar keine tausenden Tibetfahnen braucht, um die Lust an einem Engagement zu verlieren. Da reicht, wie wir wissen, manchmal eine einzige...