By the way 251 – was mich als VfB-Mitglied mehr interessiert als die Fragen von Gunter Barner...

Das Thema „Ausgliederung“ beim VfB Stuttgart nimmt langsam aber sicher Formen an, in der Presse werden bereits die ersten Fragen vorgelegt bzw. von Gunter Barner wie zur allfälligen Abholung bzw. Beantwortung durch Herrn Dietrich hingestellt, da kann der Gesprächspartner noch so ehrlich kritisch sein. Fragen, die ich mir als Vereinsmitglied stelle, sehen anders aus. Denn noch sind wir ja ein Verein. Und ein Verein gehört seinen Mitgliedern. Die Gremien des Vereins fungieren lediglich als Treuhänder für die Mitglieder. Von „Treuhänder“ ist der Weg nicht weit zu „Vertrauen“. Und da sei deutlich an die Satzungsänderungen erinnert, die die Vereinsführung fintenreich auf der Mitgliederversammlung 2016 vergeblich durchzubringen versuchte. Zur Rolle des Vorstands hieß es da u.A., er „(...) unterliegt vorbehaltlich ausdrücklich anderweitiger Festlegung in dieser Satzung in Angelegenheiten, die direkt oder indirekt die Rechte des Vereins hinsichtlich seiner Beteiligungsgesellschaften betreffen, keinen Weisungen anderen Organe des Vereins.“ Bitte den letzten Satz sorgfältig lesen und überlegen, wie das zusammenpasst mit dem „Vertrauen“.

Nun ist immer wieder von irgendwelchen Unternehmen zu hören, die ermitteln sollen, wie viel unser Verein denn eigentlich wert sei. Da frage ich mich doch: Wenn ich etwas von „meinem“ Verein verkaufen will – lege ich da nicht eigentlich selbst fest, wie viel ich haben will, wie viel „mein“ Verein wert ist? Natürlich kann ich mir da kundige Hilfe suchen. Aber wer soll das denn sein? Wie werden die Mitglieder/Eigentümer denn da eingebunden? Und wenn Trainer und Team den Aufstieg nicht doch noch vermasseln sollten – ist dann nicht schon allein aufgrund des neuen Sky-Vertrages mein Verein deutlich mehr wert als die bislang immer kolportierten 200 Millionen? Auch wenn uns nicht mal das Stadion gehört. Apropos Sky: Auf jeden Fall einiges drin ist für unseren Präsidenten Wolfgang Dietrich. Denn selbst wenn die Ausgliederung des VfB ihm nicht über verschlungene Wege erkleckliche Sümmchen in die Taschen spült, so würde er doch mit Eisern Union und sogar mit Heidenheim, Nürnberg und Kaiserslautern einen ordentlichen Schnitt machen. Oder etwa nicht?

Und dann frage ich mich: Suchen die Gremien „meines“ Vereins denn überhaupt Investoren? Gibt es da eine Ausschreibung? Ein Investorenprofil? Denn naheliegend wäre es doch, möglichst viele Investoren zu finden, weil darüber der Preis gehebelt werden kann. Oder interessieren sich da nur die Firmen, die auch im Aufsichtsrat sitzen? Oder gibt es gar kein Aussuchen sondern nur ein Nehmen was geht? Bei dem der Daimler die Verhandlungen führt, und nicht der VfB? Und warum geht es immer um eine Aktiengesellschaft? Will der Daimler nix anderes, wollen wir nix anderes?

Auch würde ich gerne mal wissen, wer denn bei „meinem“ Verein federführend für die Ausgliederung zuständig ist. Wer entscheidet, welcher Investor warum den Zuschlag bekommt? Ist das Herr Mutschler? Herr Heim? Herr Dietrich? Herr Röttgermann? Der Aufsichtsrat? Die Mitglieder?

Mindestens genauso wichtig wie die künftige Gesellschaftsform ist die Frage des Personals. Wer soll denn den zukünftigen Vorstand bilden, wer den Aufsichtsrat? Zieht Herr Dietrich da demnächst Leute aus der Tasche, denen die Mitglieder auch bei dürrer Faktenlage bereitwillig Vertrauen schenken? Immerhin taucht plötzlich ein Held wie Sami Khedira im VfB-Umfeld auf – und selbst ein Jürgen Klinsmann scheint jetzt wieder alles toll zu finden bei unserem Verein. Und toll gefunden zu werden von unseren Vereinsoberen. Dabei wurde bis vor Kurzem noch von den verschiedensten Akteuren der Eindruck erweckt, man habe kein gesteigertes Interesse an einer Zusammenarbeit.

Und weiter dann: Gibt es einen Businessplan? Denn es ist ja auch von gewissem Interesse, was mit „unserem“ Geld dann passieren soll. Was kriegt denn zum Beispiel der Daimler für sein Geld, was hat er für Pläne mit seinem Investment? Und überhaupt: Warum wird immer rumgeheult, wir hätten zu wenig Geld, und schon deshalb sei die Ausgliederung alternativlos? Sind wir wegen des fehlenden Geldes abgestiegen oder wegen unserer vom Aufsichtsrat bis zum bitteren Ende getragenen wahnwitzigen Personalpolitik, über die branchenweit gelacht wurde? Haben wir wegen des fehlenden Geldes den mit Abstand dicksten Etat der Liga? Und wenn wir, Gott bewahre, doch nicht aufsteigen sollten, lag das dann am zu schmalen Etat?

Es gehört gar nicht viel Phantasie dazu sich vorzustellen, der Abstieg eines Erstligisten sei vergleichbar mit der Teilinsolvenz einer Firma. Ein Prozess, in dessen Verlauf viel bereinigt werden muss. Und wenn der zwischenzeitliche Zweitligist dann wieder aufsteigt, dann steigt der Umsatz ja quasi automatisch locker mal um 30 bis 40 Millionen Euro wieder an. Was passiert denn dann mit diesem Geld? Könnte ja auch sein, ein Investor sagt: Wir kicken grade mit dem gleichen Team weiter und ziehen uns die Zusatzkohle einfach raus. So rein theoretisch.

Diese und noch viele weitere Fragen stehen im Raum. Man kann ja durchaus für eine Ausgliederung sein. Aber dann sollte man doch bitte auch wissen, warum. Und warum jetzt. Und wie. Und mit wem. Und wenn all diese Fragen nicht oder nicht überzeugend beantwortet werden können, was dann?