By the way 249 – der Gascoigne vom Gaskessel?

Montagsspiele nerven. Hinrunde gegen Braunschweig ja sogar Dienstag. Kann man seinen Mittwochstext nicht locker vorschreiben. Muss man abwarten, weil es könnte ja was Erwähnenswertes passieren on the pitch. Und wenn man mal Pause macht, eine Woche zum Ski, dann grätscht Herr Großkreutz rein. Fisch fast fatal, quasi. Denn dann erreicht einen schon Dienstags im Skilift eine Sprachnachricht mit ziemlich derbem Inhalt. Und während die Medien knapp drei Tage lang nur Softberichterstattung zum Thema betreiben, da fragt man sich, ob der offenbare Puffbesitzer nur ein widerlicher Wichtigtuer ist, oder ob das tatsächlich alles so stimmt. Und dann wird ein Detail nach dem anderen bestätigt. Und dann kommen doch tatsächlich Leute und fordern, der Verein sollte den Fisch wieder einstellen, jeder mache mal Fehler. „Deutsche Presse halt die Fresse!“ rufen sie und fordern den BILD-Boykott.

Kann man ja schon mal machen, das mit dem Boykott, so rein grundsätzlich. Aber doch bitteschön nicht deshalb, weil am Boulevard über einen echten Skandal berichtet wird, einen Skandal um eine Person, die noch den größten Scheiß sofort auf Insta stellt, die in den letzten Monaten mehr mit und in den Medien als mit der Mannschaft gesprochen hat und Turbanselfies aus dem Krankenhaus schon rumschickt, bevor die verdroschene Feige wieder abgeschwollen ist. Ob diese Leute das auch machen würden, wenn ihre Söhne VfB-Internatsbewohner wären?

Und weiter fragt man sich, warum diese so genannten „VfB-Kanaken“ zur Abifeier in den Perkins Park gehen, danach ins Bohnenviertel, in den Puff bis zwei Uhr in der Früh. Wer lässt die raus aus dem Internat, wer lässt die rein ins „Laufhaus“? Wie steht es denn um die Aufsichtspflicht? Wo waren die Verantwortlichen beim VfB? Nicht, dass es unmöglich wäre für einen 16-Jährigen, mal nachts auszurücken. Und nicht, dass es verboten wäre, mit 16 bis Mitternacht unterwegs zu sein. Aber die Jungs sind ja nicht erst nach Mitternacht heimlich ausgerückt. Stellt da niemand fest, dass beim Zapfenstreich ein paar Leute fehlen? Ruft man die dann nicht sofort an und macht ihnen eine ordentliche Ansage für den Fall, dass sie nicht ruckizucki und schnurstracks wieder einrücken? Mal ganz abgesehen von der generellen Ansage, die die Jungs hoffentlich bekommen haben.

Und vor allem fragt man sich, was einen 29-jährigen verheirateten Vater einer drei Monate alten Tochter und hoch bezahlten Lizenzspieler einer Bundesligamannschaft dazu bewegt, einen Haufen 16-jährige Nachwuchsspieler des eigenen Vereins in die Discologe und danach in den Puff einzuladen, immer volle Kanne, Wodka und Weiber bis zum Abwinken. Das ist doch kein Patzer, das ist pathologisch und sonst nix. Wie kann man da Petitionen pro Fisch starten, ganz im Ernst? Auch wenn er noch so viele tränenerstickte Pressekonferenzen abhält.

So richtig und, um es mit dem Zorniger zu sagen, alternativlos der Rausschmiss war: Es war schon eine Schnapsidee, den überhaupt zu holen, und es war und ist absoluter Humbug, so einen fanseitig zur Vereinsikone zu erheben. Ohne dass er auch nur ein einziges gutes Spiel gemacht hätte, mal ganz ehrlich. Deshalb taugt Kevin Großkreutz auch nicht zum Gascoigne vom Gaskessel, denn der Paul hat für die Clubs, die ihn bis heute verehren, schon ein paar ziemlich geile Spiele gemacht. Vielmehr sollte Herr Großkreutz froh sein, dass er noch am Leben ist. Hinterkopf immer sensibles Thema, ob Schläge drauf kriegen oder rückwärts drauf fallen. Und da der Kevin oder seine Kumpels dankenswerter Weise auch ein Bild der klaffenden Wunden gleich mal schön rumgeschickt haben konnten ja alle sehen, dass er da ordentlich was abbekommen hat. 

Eigentlich hätte der BVB den Jungen gar nicht gehen lassen dürfen. Damals war er ja quasi noch Stammspieler. Hätte man mit Zwischenfunktion irgendwo einbinden müssen im Verein, Torschusstrainer, whatever. So wie das weiter südlich gehandhabt wird. Und wenn sie beim VfB einst gesagt hätten, wir holen den und fangen ihn auf, weil wir finden, man kann den einfach nicht so hilflos durchs Leben treiben lassen, das hätte man zwar komisch finden aber auch noch irgendwie verstehen können. Wir wollen den nicht als fußballerische Verstärkung, wir wollen dem Menschen helfen, weil sein eigentlicher Verein das nicht tut, nix dagegen. Man hätte ihn ja nicht gleich als Motivationscoach beim Kolping einstellen müssen. Aber der VfB musste sich lieber feiern lassen für die angebliche Topverpflichtung eines angeblichen Topspielers. Der jetzt wohl von einem anderen Topspieler ersetzt wird, dem Herrn Zimmer aus Kaiserslautern, den der Topmanager Dutt seinerzeit als Verstärkung für die – wait for it – erste Bundesliga eingekauft hat. Und dafür gefeiert wurde. Kann man sich nicht ausdenken...

Apropos Topspieler: Wenn wir Brekalo und Mané halten wollen, dann müssen wir gleich zweimal ausgliedern. Denn die Kohle reicht ansonsten nur für einen. Aber wahrscheinlich wird der Präsident bis dahin zahlreiche Mitgliederausschüsse einberufen haben, die dann darüber abstimmen und ein super positives Stimmungsbild aus dem Verein heraus transportieren werden. Und da wir bis dahin die Tabellenführung nicht mehr abgeben und mit großem Vorsprung in die erste Liga aufsteigen, wird auch niemand irgendwo ein Problem sehen solange, bis es wieder runtergeht. Wie einst beim Dutt. Denn beim VfB leben wir in Zyklen. Aber das wäre jetzt schon wieder ein anderes Thema...