By the way 207 - was erlaube Dutt?!

Achtung, langer Satz: Wenn man seit dem Amtsantritt des ohne Not mit sattem Vierjahresvertrag ausgestatteten VfB Stuttgart-Sportvorstands Robin Dutt vor den ruinösen Auswirkungen dieser Personalie gewarnt hat und mit diesen Warnungen lange Zeit gefühlt mutterseelenallein auf weiter Flur stand, dann könnte man ja eigentlich so etwas wie Genugtuung verspüren darüber, dass zuletzt nicht nur seitens der Medien das Treiben des Herrn Dutt kritische Beachtung findet, sondern dass auch manch geschätzter Kollege Privatschreiber mittlerweile zu der Erkenntnis gekommen ist, dass es mit dem aktuellen Führungspersonal beim VfB immer den Bach runter, aber niemals selbigen rauf gehen wird. Angesichts der im Folgenden und stellvertretend für zahlreiche weitere Klopse exemplarisch aufgeführten drei Personalien wird allerdings schnell deutlich, dass das Elend beim VfB für jede Form der Genugtuung einfach viel zu groß ist.

Wie kann ein für den sportlichen Bereich verantwortlicher Vorstand eines Bundesligavereins einem seiner begehrtesten Spieler ohne jede Not eine Ausstiegsklausel gewähren, die so niedrig ist, dass keinerlei Verhandlungsspielraum mehr bleibt? Im vollen Bewusstsein, dass 20 Millionen Euro in Zeiten wie diesen von den meisten Premier League Clubs schon für Spieler bezahlt werden, die fehlerfrei geradeaus laufen können. Mal abgesehen von der Frage, warum man dem Herrn Kostic überhaupt so eine Klausel zugesteht – bei drei Jahren Restlaufzeit und eben erfolgter Verdopplung des Gehalts. Warum nicht 50 Millionen als Klausel? Heißt ja nicht, dass man die dann auch kriegt, aber erstens kann dann viel freier verhandelt werden, und zweitens macht man den Spieler ja irgendwie auch wertiger damit. Schon mal geschaut, was in Spanien für Ausstiegsklauseln verhandelt werden? Also vergibt Dutt mit dieser niedrigen Klausel leichtfertig/fahrlässig/vorsätzlich jeder Möglichkeit, mehr als 20 Millionen bzw. die Höhe der Klausel für Kostic einzunehmen.

Wie kann ein Sportchef, im Verbund mit einigen anderen Mitarbeitern, den einzigen deutschen Nationalspieler Antonio Rüdiger erst systematisch vergrämen und ihn dann für eine geradezu lächerlich niedrige Summe über den Umweg einer Leihe zum AS Rom transferieren? Erkennt niemand in diesem Verein das Potential dieses Spielers? Sieht niemand, dass es kontraproduktiv ist, diesen blutjungen Mann für jeden nicht gewonnenen Punkt zu kritisieren? So lange rumzufuhrwerken, bis der Spieler gar nicht mehr anders kann als auf Teufel komm raus seinen Abgang zu forcieren? Und komm mir jetzt bloß niemand mit Rüdigers Verletzung damals. Aber nein, statt dessen erkennt Dutt an allen Scouts vorbei das Potential eines Toni Sunjic, kurz vor Schließung des Transferfensters. Hatte wohl einen Berater, mit dem Dutt gerne zusammenarbeitet...

Und warum verkauft man einen Daniel Didavi nicht, solange man trotz seines vom eigenen, alternativlosen Trainer öffentlich herausposaunten angeblichen Invalidenstatus noch 18-20 Millionen Euro für ihn bekommt? Hat man gedacht, man kommt in die Champions League, und dann verlängert der plötzlich wieder kerngesunde Didavi doch noch? Jetzt hat man das Problem ein Jahr später einfach nochmal: kein Geld, den möglichen Ersatz Maxim nicht eben gestärkt, und Didavi ist weg.

Drei Personalien, die mit etwas mehr Verhandlungskompetenz 30 bis 50 Millionen mehr in der Kasse hätten bringen müssen. Aber was will man schon erwarten von einem Verein, der Tuchel nicht will, statt dessen Dutt holt und diesen dann Zorniger verpflichten lässt. Der Ulreich wegekelt und statt dessen Tyton und Langerak holt, letzteren aus unbekannten Gründen für die Bank. Und Kravets und Kliment und Heise. Und sich jetzt für den Transfer von Jean Zimmer feiern lässt, eines Mannes, der in Branchenkreisen (auch in Kaiserslautern selbst) für nicht bundesligatauglich erachtet wird. Von dem aber dafür zu hören ist, dass er über einen mehr als schwierigen Charakter verfügt, Timo Gebhart-Style, und nur zum VfB kommt, weil er keinen anderen Verein gefunden und der FCK dringend Geld gebraucht hat. Wahrscheinlich ist Herr Dutt der Meinung, nach der letztjährigen Verpflichtung von Philip Heise, des seiner Meinung nach „besten Verteidigers der Zweiten Liga“ (seine Scouts hielten ihn für nicht bundesligatauglich) jetzt eben auch noch den zweitbesten Verteidiger der Zweiten Liga holen zu müssen. Da kann er schon mal, wie letzten Sonntag, mit seinem Präsidenten gut gelaunt durch Oberstaufen ziehen, wo er seine (doch nicht etwa von den Abfindungen bezahlte?) Urlaubsvilla hat.

Die traurige Gewissheit, dass Dutt und Co auch mit 50 oder 100 oder 150 Millionen Euro nichts zustande gebracht hätten, die ist da leider nur ein ganz schwacher Trost.