By the way 200 - zum Jubiläum gibt’s Refugees crossing in Mannheim Vogelstang, Dutt natürlich, und ein bisschen Mindestlohn...

Zum Feiern und Verfassen dieser meiner 200sten Glosse der neueren Generation habe ich mich nach Berlin begeben, Zerstreuung zu suchen, Inspiration, denn ganz ehrlich: Immer über den doofen Dutt schreiben bringt’s ja wohl auch nicht. Zumal der Dutt jetzt ja gar nicht mehr doof ist sondern der Größte. Und Dié und Ruppinho und Titti und überhaupt alle Spieler, die er verpflichtet hat, haben voll eingeschlagen, in den Foren jubeln ihm die Jubelperser lauter zu als jemals. Irgendwann werden sie auch Sunjic feiern, und Heise, wenn die beiden in der Champions League Neymar und Suarez ausgeschaltet haben. Dann ist vielleicht auch Antonio Rüdiger wieder dabei, der aktuelle Nationalspieler, den der Dutt ja quasi billiger nach Rom verkauft hat als die Moskowiter den ehemaligen Nationalspieler Serdar Tasci nach München. Wobei Verkaufen ja wahrscheinlich das falsche Wort ist, weil die Römer die Kaufoption gar nicht ziehen wollen/können. Aber mit Verteidigern, die der Jogi gut findet, hat man beim VfB irgendwie gerne mal ein Problem und vergrämt sie dann halt.

Von der Berlinale hab ich nicht viel mehr mitbekommen als Wim Wenders, den alten Zausel, der da irgendwo rumsaß und eigentlich gar nicht so zerzaust aussah, wie ich das erwartet hatte. Beherrschendes Thema ja trotz Film und Funk und Fernsehen immer noch die Flüchtlinge – und zu diesem Thema ereignen sich selbst in der kurpfälzischen Provinz Dinge, die so arm und gar nicht sexy sind, dass man dafür überhaupt nicht nach Berlin fahren muss. Denn in der Provinz, da werden die Flüchtlinge so untergebracht, dass sie von ihrer alten Kaserne zum nächsten Laden ca drei Kilometer laufen müssen – oder die Autobahn überqueren, denn gleich auf der anderen Seite ist das Einkaufszentrum Vogelstang. Oh wenn sie doch Kröten wären, ein Utinam-Satz für die Lateiner unter uns. Denn als Kröte ruckzuck Unterführung. Als Flüchtling aber nix, nicht mal ein Schild mit „Refugees crossing“ drauf. Und im schönen Heidelberg, da stellen sie jetzt auf vielen zentralen Plätzen Container auf, die ihnen irgendein Amigo von irgendwem verkauft, und sie legen Wasseranschlüsse und sonstwas da hin, anstatt die vielen seit Abzug der Amis leerstehenden und langsam verfallenden Innenstadtwohnungen zu nutzen oder die ganzen Kasernen in bester Lage, mit Sanitär und Küche und Kinderspielplatz, und sogar mit Panzersperren vornedran, damit keiner Handgranate reinwirft.

Ein paar Provinzen weiter südlich dafür weltweiter Aufschrei, und zwar genau wegen Handgranate. Geworfen vom privaten Sicherheitsdienst, wegen Streitigkeiten mit anderem privaten Sicherheitsdienst. Weil läuft ja so: Arbeiten nur die Allerbesten beim privaten Sicherheitsdienst, vom Mindestlohn nochmal zwei Euro an den Onkel, der Dir den Job verschafft hat. Sagst Du nicht nein, weil sonst macht den Job halt Dein Cousin.

Sag ich ja gar nicht hier, zack, Lösung Syrien, Lösung Ukraine, Lösung globales Völkerwanderungsproblem. Aber anstatt sich mit jedem Vorfall a la Köln immer weiter ein Empörungs- und Hysteriewettrennen zu liefern sollten sich unsere Verantwortlichen und wir alle mit ihnen doch wenigstens im Kleineren, Kontrollierbareren am gesunden Menschenverstand orientieren. Wer vergibt denn die Jobs an die privaten Sicherheitsdienste? Wer teilt lächerliche zehn Polizisten ein, um die Domplatte an Sylvester zu kontrollieren? Denn natürlich können wir das mit den Flüchtlingen auch ohne Schießbefehl stemmen, ganz pragmatisch. Will aber leider keiner, denn mit Containern wird Geld verdient, und das Geschrei der Hetzer ist laut. Viel lauter noch als die Entrüstung über den ach so arroganten Messi-Elfmeter. Aber Alter, wenn der das im WM-Finale gemacht hätte, gegen uns! Da wäre was los gewesen. Kasalla im Kessel nix dagegen...