By the way 195 - Trikotzwang für Sexmobs, Capoeira für Flüchtlinge und richtig Kasalla für den FC Remscheid...

Bewegte Zeiten für Rockfans und RIP-Wütige: Lemmy Kilmister und David Bowie sterben, trotz echten Rockstar-Lebenswandels für viele überraschend. Damit ist die Welt um zwei weitere Typen ärmer, die im eiskalt durchkalkulierten Marketing der heutigen Musikindustrie Ausnahmeerscheinungen waren. Denn bei aller Rechnerei und dem ganzen Business, der auch die Beiden waren, haben sie sich doch von den allermeisten anderen „Projekten“ dadurch unterschieden, dass eine gewisse Unverstelltheit (Kilmister) und manische Kreativität (Bowie) ihre oberste Maxime war, nach denen sich alles andere zu richten hatte. Irgendwie stand, zumindest aus meiner bescheidenen Warte gesehen, nicht das Geld machen im Vordergrund sondern das Musik machen, das Freak sein, das Ausleben und Ausprobieren. Und dass nun Iggy Pop quasi als letzter seiner Art immer noch am Start ist, das ist ja wohl mindestens genauso überraschend wie der Abgang der beiden Großmeister Bowie und Lemmy.

Das ganz heiße neue Ding des noch jungen Jahres scheint das Interview zu werden. Sean Penn landet gleich mal den Mega-Coup mit seinem El Chapo Interview im Rolling Stone, der andere Kurze, Putin, legt via Boulevard rasch nach, und Thorsten Legat komplettiert das Trio Infernale mit ein paar Antworten, die genauso eisenhart daherkommen wie sein Gesichtsausdruck. Welcher der drei Herren sich am verständlichsten auszudrücken weiß, muss jeder selbst beurteilen – ich möchte an dieser Stelle aber gestehen, dass mir die Bedeutung des Legatschen „Kasalla“ zwar schwante, aber erst durch eine Google-Kurzrecherche zweifelsfrei gemacht werden konnte. In jedem Falle soll die Ankündigung, nach seiner Rückkehr aus dem Dschungelcamp werde beim FC Remscheidt „richtig Kasalla“ herrschen, hier besondere Erwähnung und Unterstreichung finden, das ist schon ganz großer Sport.

Zur Kölner Sexmob-Hysterie ist bereits viel zu viel gesagt worden, wie meist bei derart „heißen“ Themen vor allem in die falsche Richtung. Verhaltensmaßregeln für Frauen, und Pappnasen-Politiker, die nach schärferen Gesetzen rufen. Wenn die tausend Männer auf dem Bahnhofsplatz alle EffZeh-oder andere Trikots getragen hätten, dann wäre ruckzuck Schluss gewesen mit der Versammlung, Kessel keine Frage. Und viele Hundert Personalien festgestellt. Von vielen Hundert Polizisten. Kerngeschäft unserer Polizei eigentlich, die können das, zumal die Gegend um den Dom ja als Hochrisikozone seit Jahren bekannt ist. Also Versagen der Polizeiführung ganz oben, hochgradig. Und Herr Jäger soll bloß nicht so tun, als habe er nicht schon jahrelang in schöner Regelmäßigkeit versagt und mit all dem nichts zu tun.

Bei uns im romantischen Heidelberg, wo die Landeserstaufnahmestelle ist, da müssen die auf engem Raum provisorisch hausenden Neuankömmlinge ohnehin nicht zum sich Abreagieren am Bahnhof Frauen bedrängen. Da werden ohne Ende Capoeira-Angebote speziell für Flüchtlinge promotet, so dass wir wohl im Kampftanzbereich auf Jahre, wenn nicht Jahrzehnte hinaus unschlagbar sein werden.

Und „unschlagbar“ als Überleitung zu einem Mini-Ende mit dem VfB zu benutzen ist natürlich verwegen bis vermessen. Aber die Stimmung ist Weltklasse, wie immer, wenn keine Spiele sind, der Vorstand macht auf den sowas von basisdemokratischen Regionalversammlungen mit heißer Luft gut Wetter bei den Mitgliedern, mit Allzweckwaffe Kevin Großkreutz haben wir neben dem weinenden Ivorer einen weiteren pseudoaggressiven Unsicherheitsfaktor fürs defensive Mittelfeld geholt, im hochkonzentrierten Anti-Abstiegs-Trainingslager darf sogar der zehnjährige Sohn des Aufsichtsrats die Elfer schießen, kurzum: Alles ist super, alles wird super. Und Robin Dutt äußert bereits, sich das vorhandene Personal nicht schlechtreden lassen zu wollen. Dass er dadurch nur sein schon seit einem Jahr offensichtliches Komplettversagen in Sachen Innenverteidigung kaschiert, und dass wo Dutt ist, unten ist, das haben fast alle mittlerweile begriffen. Nur der VfB nicht...