By the way 177 - Flüchtlingsunterbringung am Beispiel Heidelberg: Wenn Rot-Grün den Bush macht, reibt Horst sich die Hände...

Heidelberg ist nichts weniger als eine Oase des Friedens und der Glückseligkeit. Keine Industrie, keine nennenswerte Kriminalität, Gymnasien bis zum Abwinken, die bösen Hauptschulen in Gemeinschaftsschulen verwandelt und die meisten Assis an die Randbezirke gedrängt. In den Innenstadtteilen Lehrer, Ärzte, Anwälte, und eine relativ beachtliche Kreativmischpoke. Dazu Menschen, die vergleichsweise supersichere Jobs bei der Badischen Anilin oder bei der Hoffenheim-sponsernden Unternehmenssoftwareschmiede haben, wo es wahrscheinlich noch 13 oder gar 14 Monatsgehälter gibt und solche Sachen wie Weihnachtsgeld, Beamter nix dagegen. Und weil der seinerzeitige Chef der US-Streitkräfte in Heidelberg den Befehl erhielt, nach Wiesbaden zu verlagern (semi-offiziell: es gab Ärger mit der Stadt. Inoffiziell: Der Alte hatte ne Alte in Wiesbaden), hat Heidelberg zu allem schlaraffenlandigen Romantikcharme auch noch schön in der Pampa liegende Kasernen namens „Patrick Henry Village“, in denen Flüchtlinge untergebracht werden können.

Die andere, schrecklich bräsige, in galoppierender Selbstüberschätzung selbstgefällige, ganz und gar unangenehme Seite des lieblichen Heidelbergs wurde an dieser Stelle bereits vor Jahren hinlänglich beschrieben und beschrien. Vor allem, weil die vom mittlerweile verstorbenen damaligen Baubürgermeister Raban von der Malsburg in Soeder-Manier angeführte Truppe der Fußballfeinde das Stadion samt Infrastruktur verhinderte, das Dietmar Hopp der Stadt schenken wollte. Hoffenheim täte ansonsten heute Heidelberg heißen. Aber de mortuis nihil nisi bene...

Also, Flüchtlinge, wohin mit ihnen? Das Land Baden Württemberg ruft um Hilfe, arme syrische Kriegsopfer sind zu vergeben, und das liebliche Heidelberg meldet sich freiwillig. Wir haben Platz im 16.000 Einwohner-Stadtteil Kirchheim, alte Kaserne, wir nehmen gerne, wir sind GI’s gewohnt, da kommen wir mit den armen Syrern locker klar. Ihr könnt uns 1.000 schicken. Eintausend. Wenig im Vergleich zu den Millionen, die im Miniland Libanon sitzen oder sonstwo. Wenig auch im Vergleich zu beispielsweise Mannheim. Aber freiwillig gemeldet, immerhin, Finger hoch gestreckt, wo manch andere Kommune im Ländle stur auf ihren Tisch guckt und sich klein macht. Wie in der Schule, wenn man nicht drankommen wollte. Oder beim Elternabend, wenn eines Protokoll schreiben soll.

Und das Land? Schickt kommentarlos 2.800 Flüchtlinge. Aus dem Kosovo hauptsächlich, Somalier, Algerier, auch ein paar Syrer. Tendenz steigend. 2.800 Menschen, die allesamt viel länger in der Erstannahmestelle bleiben als zuvor vom Land zugesagt. Bei viel zu wenigen bewilligten Stellen für Sozialarbeiter und Betreuer. 2.800 Leute in der Pampa, die natürlich auch mal in die angrenzenden Stadtteile hineinspazieren, irgendwas muss man ja machen. Große, Kleine, Junge, Alte, Frauen, Männer, Gute und Böse, Brave und Rabauken, Menschen halt. Und viele Männer ohne Familien. Auf engstem Raum. Ohne Perspektive. Für Monate. Nicht, dass Schlimmes passiert wäre – normale Härte herrscht. Es gibt vereinzelte  Schlägereien, es wird in den Läden in der Nähe ein bisschen mehr geklaut, Anwohner fühlen sich bedroht. In Heidelberg! Der Oase des Friedens und der Glückseligkeit! Liebe Integrationsministerin Öney, liebe andere Zuständige: Außer für eine Politikerin ganz nett auszuschauen und für eine zuständige Ministerin sehr unflätig zu twittern und Zusagen nicht einzuhalten ist von Ihnen bisher nicht allzu viel Sinnvolles gekommen. Womöglich liegt das daran, dass Sie gar keine Befugnis haben, Zusagen einzuhalten. Dass man Sie im Rahmen des rot-grünen Koaltitionsraufhändels nur allzu gerne vorne dran gestellt hat, um den einkalkulierten Bürgerärger abzufedern. Am Tag nach Ihren Auftritten kommt die Opposition, schleimt sich ein und heuchelt Verständnis. Am Ende dann der MP vor Ort, den biggen Trouble shootet der Chef selbst. Das entsprechende Selfie shootet der bärtige türkischstämmige Mitarbeiter der Erstaufnahmestelle mit dem neuen iPhone 6, die regionalen Medien bringen das Foto groß raus, verzichten aber auf die erklärende Bildunterschrift. Quasi gepflegter Flüchtling mit neuem Smartphone. So sieht sauberer Journalismus aus, und die Heidelberger fangen an zu murren...

Die zuständigen Stellen und Personen in Baden Württemberg dürfen sich anrechnen, mit Ihrer desaströsen Informationspolitik in der Unterbringungsfrage aus keinem Problem in einem Heidelberger Stadtteil ein großes Problem gemacht und damit exemplarisch die ohnehin schon überschaubare Hilfsbereitschaft zahlreicher anderer Kommunen komplett auf Null gebracht zu haben. Ohne jede Notwendigkeit Anwohner-Argwohn züchten, das könnt Ihr. Sogar im romantischen Heidelberg, wo eigentlich allerbeste Voraussetzungen herrschen. Und die Medien springen eifrig bei. Vielen Dank dafür! Das hätte George W. Bush Jr. nicht besser hinbekommen. Was macht Ihr eigentlich, wenn der erste Heidelberger Herrenreiter mit seinem Gaul einen kleinen Somalier oder Kosovaren niederreitet? Oder wenn der 16-jährigen blonden Gymnasiastin beim Ausritt das Pferd wegen zu vieler ungewohnter dunkler Gesichter scheut und auf die Bundesstraße rennt? Eure Informationspolitik ist das Hinterletzte. Und die Seehofers im Lande reiben sich schon vorfreudig die Hände...