By the way 228 – von Oldschool-, Laptop- und iWatch-Trainern. Und vom über alle sieben Berge jagen (IOC, VfB-Aufsichtsrat)...

Einer meinte neulich, ich solle mich doch freuen. Schließlich bekäme ich jetzt meinen Tuchel als Trainer des VfB Stuttgart. Natürlich spielte er damit nicht nur auf die Verpflichtung von Hannes Wolf (von dem noch zu sehen sehen sein wird, ob er ein Mini-Klopp ist oder ein Mini-Tuchel) an, sondern auch auf meinen lang gehegten Groll gegen den Aufsichtsrat des VfB, weil dieser, und dabei bleibe ich, Thomas Tuchel als Trainer des VfB geradezu aktiv verhindert hat.

Einer der damals schon amtierenden und mit eindrucksvollen 71,8% durch die Mitglieder NICHT entlasteten Aufsichtsräte, Wilfried Porth, amtiert heute selbstredend immer noch und saß darüber hinaus am Sonntag, ganz unauffällig im Hintergrund arbeitendes Kontrollorgan, in der SWR-Sendung „Sport im Dritten“ und zeigte dort nochmal ganz klar auf, warum der VfB nach jahrelanger dilettantischer Führung jetzt in der zweiten Liga ist.

Ein Robin Dutt (den zu verpflichten bereits der Anfang vom Ende war) wurde wegen des Drucks der Medien entlassen (noch im April, also im Angesicht des ganz großen Desasters, war Porth laut Flurfunk noch voll überzeugt von Dutt), ein Jos Luhukay wurde geholt, weil er sofort verfügbar war, und im Übrigen hätten das die Medien ja auch ganz toll gefunden, und auch die letzten drei Spielertransfers wären in den Medien gefeiert worden – also „passt das schon alles“.

Selbstkritik, Sportkompetenz, erkennbarer Mut zur Aufarbeitung? Fehlanzeige. Dafür diese seit Jahren leider nur allzu bekannte Selbstgefälligkeit, die den VfB derart kontinuierlich auf dem Weg in die Reamateurisierung voranbringt. Waren doch alle zufrieden mit unseren Entscheidungen, also was soll das denn jetzt?

Kein Wunder geht’s bergab, wenn ein solches Gremium nach innen und nach außen das operative Geschäft bestimmt. Bei Porth selbst kommt ja noch erschwerend hinzu, dass er von Beruf Personalvorstand bei einem Weltkonzern ist. Und als solcher erst Luhukay zu holen und diesem dann Schindelmeiser vor die Nase zu setzen, das ist schon ein dickes Ding. In einer langen Reihe weiterer dicker Dinger, die sich unser Aufsichtsrat geleistet hat. Die ursächlich für den Niedergang des VfB sind. Und von Demut nicht mal ansatzweise was zu spüren. Statt dessen Rücktritt ausschließen und einen Präsidenten Dietrich installieren wollen, man mag es kaum glauben. Mit diesen Anlagen würden unsere Aufsichtsräte auch gut in Gremien wie die FIFA oder das IOC passen, zumindest in puncto Selbstherrlichkeit ist der Abstand zu einem Thomas Bach gar nicht mal so groß. Der übrigens allein schon wegen seiner schäbigen und feigen Missachtung der Paralympics aus dem Amt und über alle sieben Berge gejagt gehört.

Und was der VfB jetzt für einen Trainer verpflichtet, das ist natürlich eine wichtige Entscheidung. Ganz genauso wichtig ist aber, dem neuen Trainer vernünftige Rahmenbedingungen zu schaffen. Also Trainer, Sportchef und Scouting ziehen an einem Strang, der Aufsichtsrat kontrolliert die Einhaltung der groben Eckdaten und hält sich ansonsten raus. Was leider nicht passieren wird, ganz egal ob wir einen Oldschool-Trainer wie Luhukay holen, einen Laptop-Trainer wie Gisdol oder einen i-Watch-Trainer wie Hannes Wolf. Außer, wir wählen diesen Aufsichtsrat ab. Dass dem Verein dazu bereits mindestens ein Antrag vorliegt, das wird leider mal wieder nirgends thematisiert. Nicht in der offiziellen Tagesordnung zur Mitgliederversammlung, und nicht in den Medien oder sonstwo. Schade...