By the way 158 - Einnordung durch das Einhorn oder wie ich zum zweiten Frühstück eine Erscheinung hatte...

Wer keinen Likör hat, der könnte vor Sorge ja derzeit schiergar verrückt werden. Sorge um den VfB Stuttgart, Sorge um den Euro, Sorge um die wahren Absichten unserer Politiker, das Klima, der Islamische Staat, die Griechen, die US-Polizeigewalt, die Liste ist lang. Da ist es doch umso wichtiger, nach der morgendlichen Dosis besorgniserregender Nachrichten zum zweiten Frühstück nochmal so richtig eingenordet zu werden. Gerade hatte ich mir verführerisch duftende Salami auf das Mettbrötchen gelegt und Nutella (aus dem lesbischen Glas) draufgeschmiert, als mir das Einhorn erschien. Zuerst umflog es mich nur, leise vor sich hin summend, dann aber hub es an und sprach: „Du sollst nicht wettern wider die schwäbischen Impfgegner am Prenzlberg, Du sollst auch nicht verdächtigen den IS und die Asylanten, dass sie die Masern nach Berlin eingeschleppt hätten. Vielmehr sollst Du richten Dein Augenmerk auf die Chinesen, denn die arbeiten bereits an einer Kreuzung nichtveganer Masern mit H5N1, und dann ist was los, ich kann’s Dir sagen. Und was den VfB angeht, so will ich es mal mit einem durchweg menschlichen Sager sagen: Der Fisch stinkt vom Kopf her. Also müsst Ihr den Schmidt loswerden, Euren Aufsichtsratsvorsitzenden, denn das ist Euer Kopf. Solange der da ist, werdet Ihr nie vorankommen mit dem Sponsoring, nie wird man mit einem Porsche oder einem Hyundai ernsthaft verhandeln können, nie wird man zum Daimler sagen können: Schaut her, hier haben wir ein Angebot über 20 Millionen pro Jahr, aber Ihr seid unser preferred Partner, wenn Ihr da mitgeht, sagen wir den anderen ab. Nie werdet Ihr das Netz aus Inzucht und Vetterleswirtschaft zerschneiden können, auf dem Euer ganzer Verein fußt und das Euch daran hindert, neue Leute mit neuen Ideen in den Club zu holen und diese dann auch mal machen zu lassen. Nie werdet Ihr auch nur annährend das erreichen können, wozu Ihr schon kraft Eurer Lage im stärksten Wirtschaftsraum Europas die besten, nein, die allerbesten Voraussetzungen eigentlich habt. Im Gegenteil, mit Schmidt werdet Ihr weiterhin versuchen, den Gestank der Leichenberge aus dem Keller nicht nach draußen dringen zu lassen, Ihr werdet weiter erfolglos vor Euch hinwurschteln, bis irgendwann die Dichtungen der Kellertüren versagen und alle Welt es riechen wird. Und erst dann werdet Ihr sehen, dass Steine und Übergangs-Beraterverträge keine Tore schießen.“

Starr vor Schreck hatte ich zugehört, unfähig, den Blick vom predigenden Einhorn zu wenden. Erst nachdem sich das Viech entmaterialisiert hatte merkte ich, dass mir die mit Nutella dick bestrichene Salamischeibe vom Mettbrötchen auf die beigefarbene Hose gefallen war – Nutella nach unten, is klar. Und jetzt wie damit umgehen, mit diesem apokalyptischen Sermon? Also das mit den Chinesen mag ja plausibel klingen – aber die Erklärungen zum VfB Stuttgart scheinen mir doch ein wenig arg weit hergeholt, was meint Ihr? Ich für meinen Teil werde jedenfalls in Zukunft auf die Salami verzichten und das Nutella direkt aufs Mettbrötchen schmieren...